Am Mittwoch wird in Berlin die Luftfahrtmesse ILA offiziell eröffnet. Und wie bei anderen großen Flugzeug-Messen auch sammeln die großen Jet-Hersteller bei der Gelegenheit viele neue Aufträge. Im Vorfeld der ILA trafen sich führende Vertreter der Luftfahrt-Branche. Dabei war nicht nur Gutes zu vernehmen.
Am heutigen Dienstag trafen sich führende Vertreter der Luftfahrtbranche zur Berlin Aviation Summit. Zu dem Branchen-Treffen, bei dem eine nachhaltige Luftfahrt im Mittelpunkt stand, kamen unter anderen die Chefs von Boeing und Airbus, Dave Calhoun und Guillaume Faury. Die ILA will in diesem Jahr unter dem Motto "Take off to zero emission" zeigen, dass kein Widerspruch zwischen wirtschaftlichem Erfolg und sauberem Fliegen besteht. Auf dem Weltmarkt haben derzeit bereits Triebwerke, Systeme und Ausrüstungen Erfolg, wenn sie leiser, sicherer, nachhaltiger und komfortabler sind als ihre Vorgängermodelle.
Airbus steht unterdessen vor einem Großauftrag aus China. Die größten chinesischen Fluggesellschaften Air China, China Southern Airlines und China Eastern Airlines erwägen offenbar, mehr als 100 der modernisierten A330neo-Modelle zu kaufen, berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. Die Bedingungen würden noch diskutiert und der Zeitpunkt sei ungewiss.
Eine Bestellung aus China würde den Auftragsbestand der A330neo stützen. Sie ist eine aktualisierte Version der älteren A330 mit neuen Triebwerken und Flügeln. Für die A330neo liegen Airbus derzeit 165 Bestellungen vor.
Die Verhandlungen unterstreichen den immer stärkeren Kontrast zwischen Airbus und dem US-Konkurrenten Boeing, wenn es um Geschäfte auf dem chinesischen Luftfahrtmarkt geht. Boeing bekommt dort die geopolitischen Spannungen zwischen China und den USA zu spüren. Boeing steht jedoch auch vor einem Milliarden-Auftrag. Die Fluggesellschaft Turkish Airlines lotet einen Deal mit dem US-Flugzeugbauer aus.
Das Unternehmen spreche mit dem US-Konzern über den möglichen Kauf von 250 Maschinen, sagte Verwaltungsratschef Ahmet Bolat gegenüber Bloomberg am Montag Rande der Generalversammlung des Weltluftfahrt-Verbands IATA in Dubai. Dabei gehe es um 150 bis 175 Mittelstreckenjets vom Typ 737 Max. Der Rest der Bestellung solle auf Großraumjets vom Typ 787 "Dreamliner" entfallen.
Laut Bolat befinden sich die Gespräche noch in einem frühen Stadium. Für die Dauer der Verhandlungen gebe es keinen Zeitrahmen. Im Dezember hatte Turkish Airlines den Kauf von 230 Jets des weltgrößten Flugzeugherstellers Airbus bekannt gegeben.
Aus Dubai kommt auch ein guter Ausblick für den weltweiten Flugverkehr. Der internationale Airline-Verband IATA erwartet für dieses Jahr dank Rekorden bei Passagierzahlen und Umsatz mehr Gewinn als bei seiner letzten Prognose. Bei 4,96 Milliarden Fluggästen dürften die Airlines 2024 weltweit fast eine Billion Dollar an Erlösen erzielen, so die IATA.
Da die Kosten etwas weniger stark als der Umsatz (plus 9,7 Prozent) gegenüber dem Vorjahr steigen sollten, erwartet der Verband mit einem Nettogewinn von 30,5 Milliarden Dollar elf Prozent mehr als 2023 und auch mehr als zur ersten Jahresprognose vom Dezember. "Das Umfeld ist besser, als wir erwartet hatten, vor allem in Asien", sagte Generaldirektor Willie Walsh am Rande der Jahrestagung der mehr als 300 IATA-Mitglieder, die mehr als 80 Prozent des weltweiten Luftverkehrs abwickeln.
Die Aktien der beiden Luftfahrt-Konzerne zeigen sich am Dienstag in allgemein abgeschwächtem Umfeld uneinheitlich. Airbus steht am Nachmittag etwa 0,8 Prozent unter Vortag bei 153,90 Euro, Boeing legt im frühen US-Handel etwa ein Prozent auf 186,48 Dollar zu.
Trotz des sich wohl anbahnenden Milliarden-Auftrags aus China, hat der Chef von Airbus die Euphorie gedämpft. Guillaume Faury rechnet beim Ausbau seiner Produktion mit anhaltenden Engpässen bei Zulieferern. Die seit der Corona-Pandemie grassierenden Probleme in den Lieferketten dürften noch zwei bis drei Jahre anhalten, sagte Vorstandschef Guillaume Faury am Dienstag auf der Luftfahrtmesse ILA in Berlin.
Airbus wolle die Produktion seiner Schmalrumpf-Jets aus der Modell-Familie A320neo weiterhin auf 75 Maschinen pro Monat ausweiten. Dieses Ziel soll dem Plan zufolge 2026 erreicht sein. Der Ausbau gehe aber nicht in dem Tempo voran, das Airbus sich wünsche, sagte Faury.
Den guten Prognosen für den weltweiten Luftverkehr stehen gedämpfte Aussichten bei den Flugzeug-Produktionen gegenüber. Boeing kämpft derweil weiterhin auch mit hausgemachten Problemen.
Beide Aktien dürften in den kommenden Monaten und Jahren jedoch zu den Gewinnern zählen. DER AKTIONÄR bevorzugt weiterhin die Airbus-Aktie vor Boeing.
Quelle: Der Aktionär